Welche Pflanzabstände benötige ich für meine Waldplanung?
Diese Frage taucht sehr oft auf. Das schwierige hierbei ist jedoch eine einheitliche Antwort zu finden, denn jeder hat seine eigenen Erfahrungen und fragt man fünf verschiedene Förster, so erhält man oftmals 5 verschiedene Antworten. Man muss sich also etwas mit dem Thema beschäftigen, was wir in den folgenden Kapiteln auch machen möchten. Wenn Sie sich für eine Förderung Ihrer nächsten Aufforstung über das Forstamt entscheiden, so entfällt der folgende Text, denn dann schreibt das Amt nach einer Besichtigung des Försters genau den Pflanzabstand und das Pflanzmaterial vor.
Einfluss des Pflanzabstands auf die Waldbewirtschaftung
Klar ist, je enger wir die Jungpflanzen zueinander setzen, desto höher ist auch der Konkurrenzdruck unter den Pflanzen. Das bedeutet im Klartext, dass die Jungpflanzen schneller wachsen und wenig bis kein Seitenholz bilden. Das ist vor allem beim Laubholz gewünscht. Doch wenn wir die Pflanzen zu eng setzen, dann wird es schnell wirtschaftlich uninteressant oder die einzelnen Pflanzen ersticken förmlich untereinander und die gesamte Entwicklung stagniert. Wir müssen also eine gute Zwischenlösung finden, denn wenn wir unsere Jungpflanzen zu weit auseinanderpflanzen, dann gehen diese eher in die Breite und in der Spitze bilden sich viele Zwiesel (Doppelspitzen). Zudem stagniert der Wuchs dann ebenfalls und das Unkraut kann sich in den großen Abständen problemlos breit machen und eine ernsthafte Konkurrenz zu unseren Jungpflanzen werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Unkrautbekämpfung an sich. Bekämpfe ich das Unkraut manuell, also mit der Motorsense oder einer schweren Kulturhacke, dann kann mit den Abständen variiert werden. Möchte ich das Unkraut aber mit einem Einachsschlepper, Fräse, Motormäher, Schmalspurschlepper oder einer ähnlichen fahrbaren Maschine bekämpfen, dann muss der Abstand auf die Maschinenbreite angepasst werden. Dann ist eine saubere Reihenpflanzung unumgänglich.
Pflanzabstände für reine Laubwälder
Der ideale Pflanzabstand für die Anlage eines reinen Laubwalds ist 1 Meter in der Reihe und 1 Meter von Reihe zu Reihe. Jede Pflanze bekommt also exakt einen Quadratmeter Platz um sich anfangs zu entfalten. Es reichen auch 1 x 1,5 Meter. Viel weiter sollten die Laubgehölze aber nicht voneinander entfernt sein. Werden Laubgehölze zu weit gepflanzt, dann verzweigen sich diese viel zu stark. Man sieht vor allem bei Eiche, Ahorn oder Linde eine Bildung von mehreren gleichstarken Spitzen. Das ist für die spätere Entwicklung der Bäume das Todesurteil. Irgendwann wird der Baum dadurch instabil und bricht. Zudem kann man solche gesplitteten Stämme nicht als Wertholz verkaufen. Zudem bilden Laubbäume bei zu großen Abständen eine große Anzahl an Seitenästen. Diese Seitenäste rauben der Pflanze die Energie für einen schnellen Start nach oben. Verastetes Holz ist zudem eine Minderung beim späteren Verkauf der Stämme. Daher hat sich der oben genannte Abstand bei Laubgehölzen etabliert und sorgt so für einen geraden und schnellen Wuchs mit möglichst wenig Seitenästen und Unkrautdruck.
Pflanzabstände für reine Nadelwälder
Nadelbäume haben einen weit höheren Platzbedarf als Laubbäume. Hier beträgt der ideale Pflanzabstand 2 Meter in der Reihe und 2 Meter von Reihe zu Reihe. Man kann auch Alternativ auf 2,5 x 2,5 Meter gehen, viel weiter aber nicht. Pflanzt man Nadelbäume zu eng, so wachsen diese zwar schnell in die Höhe, bleiben aber ab einer bestimmten Höhe einfach stehen und stagnieren nur noch oder machen sich gegenseitig den Gar aus. Dieser weitere Pflanzabstand hat sich somit bewährt, zumal eine anfänglich starke Seitenbeastung bei Nadelbäumen nicht so schlimm ist. Zudem bilden Nadelbäume fast keine Doppelspitzen oder Zwiesel aus. Nur im Fall eines Wildverbisses oder eines Gipfelschadens durch Spätfröste kommt es zu einer Bildung von mehreren gleichstarken Spitzen.
Abstände für Mischwälder
Ideal sind auf den meisten Standorten ausgewogene Mischwälder aus gleichen Anteilen verschiedener Laub- und Nadelbaumarten. So haben Krankheiten und Schädlinge keine Chance sich invasiv auszubreiten. Auch Klimakatastrophen lassen sich so milder puffern. Zur Anlage artenreicher Mischwälder wäre ein Abstand von 1,5 Metern in der Reihe und von Reihe zu Reihe perfekt. Denkbar wäre auch ein Abstand von 1,5 x 2 Metern. Mit diesen Abständen nutzen wir den Platz für die Pflanzen perfekt aus. Zudem hat auch das Unkraut bei diesen Abständen wenig Chancen die Oberhand zu gewinnen. Sie können die verschiedenen Baumarten bunt mischen. Diese Bäume vertragen sich und kommen alle mit diesen Abständen sehr gut zurecht.
Fazit
Nicht nur gezüchtete Jungpflanzen, sondern auch die eigene Naturverjünung stellen einen unverzichtbaren Teil in der Waldbewirtschaftung dar. Schützen Sie Ihre eigenen Sämlinge von den vorhandenen. Ziehen Sie also die vorhandenen Sämlinge von der gesamt benötigten Menge ab. Das spart eine Menge Geld und sorgt zudem für einen Gesunden Grundstock im eigenen Wald.
Mit diesen vorhin genannten Abständen entwickelt sich der Wald sehr schnell zu einem dichten Dschungel. Spätestens alle fünf bis sechs Jahre muss also ausgelichtet werden. Es werden dann die Bestände ausgelichtet, sobald man merkt, dass die Kronen der Bäume zu stark ineinander wachsen. Diese periodischen Auslichtungsmaßnahmen sorgen für Luft, Licht und neuen Raum für die kräftigen und gesunden Bäume. So verhindert man auch gefährliche Pilzkrankheiten durch stehende Luft und fehlende Luftbewegung in den Beständen.
Trotz engerer Abstände und dem dadurch schnelleren Wuchs unserer Bäume, müssen wir in den ersten Jahren gut auf die Regulierung des Unkrauts achten. Eine Regelmäßige Kontrolle des Unkrautbewuchses ist unumgänglich. Sobald wir merken, dass das Unkraut überhandnimmt, muss schnell mechanisch eingegriffen werden. Von einer chemischen Unkrautbekämpfung durch Unkrautvernichtungsmittel ist Abstand zu nehmen.